Ein Forschungsteam der Universität Canberra beruft mit einer Global Citizens’ Assembly einen ersten Bürgerrat auf Weltebene ein. Dabei sollen BürgerInnen aus aller Welt im Mittelpunkt eines Gesprächs stehen, dass sich mit ethischen Fragen der Genmanipulation befasst, die das Leben neu zu gestalten und die Evolution von Lebewesen zu modellieren versucht.
Projektleiter Dr. Simon Niemeyer ist für die Koordination des Wissenschaftsprojekts und der Partnernetzwerke zuständig. Außerdem leitet er die Konzeption, Durchführung und Bewertung des globalen Bürgerrates. Dr. Niemeyer sagte, die Technologie rund um die Genmanipulation habe sich so schnell entwickelt, dass Forschende, welche neue Technologien entwickeln oder testen wollen, Standorte mit den lockersten Regulierungen auswählen.
„Diese Regulierungen müssen global sein, um das zu verhindern, was manchmal als ‚Ethik-Dumping‘ bezeichnet wird. Und so wie die Menschenrechte eine Angelegenheit von globaler Bedeutung sind, so sollte auch eine Technologie, die in der Lage ist, die Bedeutung des Menschseins zu beeinflussen, global behandelt werden“, sagte Dr. Niemeyer.
Der Welt-Bürgerrat mit bis zu 100 oder mehr Teilnehmenden wird ExpertInnen und BefürworterInnen der Genmanipulation anhören und darüber beraten, wie die Politik diese Technologien regulieren sollte.
Ihre Empfehlungen werden an Entscheidungsgremien auf nationaler Ebene im Hinblick auf alle repräsentierten Länder sowie an einschlägige globale Organisationen gerichtet. Dies wird parallel zur Arbeit von Ethik-, Rechts- und WissenschaftsexpertInnen geschehen, welche die Erkenntnisse des Welt-Bürgerrates für Entscheidungen über die Regulierung der Gentechnologie aufarbeiten werden.
Die Empfehlungen werden an nationale und internationale Gremien gerichtet
Beispiele für diese Technologie sind die Bearbeitung des Genoms von Stechmücken, um Malaria zu besiegen, oder die Manipulation von Nutzpflanzen, um deren Geschmack und Nährstoffe zu verbessern, um so eine dauerhafte Heilung der Sichelzellkrankheit zu ermöglichen. Dr. Niemeyer sagt, es müsse eine Vielzahl ethischer und rechtlicher Fragen beantwortet und Entscheidungen getroffen werden, darunter die Frage, wie die Technologie anzuwenden sei, wer die Grenzen diktieren dürfe und wer über die Art der Zukunft entscheide, die wir wollen.
Um zur Beantwortung dieser Fragen beizutragen, veranstaltet das Centre for Deliberative Democracy and Global Governance der Universität Canberra die weltweit erste globale Diskussion über Genmanipulation. Die Forscher haben zusammen mit ihrem Industriepartner Genepool Productions mehr als 430.000 Dollar an Fördermitteln des Australian Research Council (ARC) gewonnen, um den weltweiten Bürgerrat durch zu führen und zu filmen.
Professor John Dryzek, Dr. Niemeyer und Dr. Nicole Curato leiten das Projekt, das darauf abzielt, die Wissenschaft der Gentechnologie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. „Wir müssen normale Bürger einbeziehen, um Wissenschaftlern, Regierungen und Regulierungsbehörden dabei zu helfen, ihre Bestrebungen und Bedenken bezüglich dieser Technologie zu verstehen und entsprechend zu handeln, und zwar auf globaler Ebene“, sagte Dr. Niemeyer.
„Dies sind Themen, die sich quer durch wichtige öffentliche Werte ziehen. Da aber die Bürger mit den Themen und ihren spezifischen Auswirkungen dieser Technologie nicht sehr vertraut sind, muss ein Forum geschaffen werden, in dem eine repräsentative Stichprobe lernen, beraten und entscheiden kann, wo die Grenzen liegen und was getan werden sollte, um sicherzustellen, dass wichtige, unumkehrbare Grenzen nicht überschritten werden.
Der Zuschuss beinhaltet einen Beitrag der Industriepartner von Genepool Productions, um den Welt-Bürgerrat als dritten Teil einer Dokumentarfilmreihe zu behandeln. Das Projektteam wird seine Auswirkungen auf das öffentliche Verständnis der sich schnell entwickelnden Wissenschaft und Technologie analysieren.
„Der ARC-Zuschuss gibt uns den Anstoß, den wir brauchen, um dies zu verwirklichen, und ich hoffe, dass er mehr Ressourcen und Partner für das Projekt freisetzt“, sagt Professor Dryzek. Dr. Niemeyer sagt, dass der resultierende Dokumentarfilm die Wissenschaft der Gentechnologie einem breiteren Publikum durch die Linse ihrer MitbürgerInnen näher bringen wird, während er die Dramatik ihrer Gedanken und Urteile zu diesem Thema und in ihrer eigenen nicht-technischen Sprache kombiniert.
Das Projekt wird auch die interkulturelle Fähigkeit der BürgerInnen untersuchen, komplexe Themen zu diskutieren, um eine globale öffentliche Antwort auf gemeinsame Herausforderungen zu geben, erklärt Dr. Niemeyer die moralischen Vorteile dieser Art der Beteiligung von WeltbürgernInnen.
Weitere Informationen, einschließlich eines Videos über das Projekt, sind auf der Website der Global Citizens’ Assembly verfügbar.
Ursprünglich von RiotACT veröffentlicht. Mit freundlicher Genehmigung hier veröffentlicht. Urheberrecht: Region Gruppe Pty Ltd.
Übersetzt aus dem Englischen von Stefan Kalberer