In den letzten Jahren sind viele Menschen pessimistisch geworden, was die Zukunft der Demokratie angeht, und beklagen den Aufstieg rechtspopulistischer Bewegungen, der von den USA bis nach Indien reicht. Die jüngste Umfrage des Pew Research Center, welche 34 Staaten abdeckt, zeigt jedoch eine komplexere Realität.
Die meisten Befragten sind nach wie vor mit dem Begriff und den Schlüsselmerkmalen der Demokratie einverstanden. Mehr als vier von fünf Befragten sagen, dass eine faire Justiz in ihrem Land sehr wichtig ist, während zwei von drei Befragten sagen, dass regelmäßige Wahlen unerlässlich sind. Eine große Mehrheit stimmt zu, dass Rede- und Pressefreiheit notwendige Merkmale sind. Der Anteil dieser Überzeugung stieg eindeutig seit 2015 in vielen Ländern.
Identifikation mit den Schlüsselmerkmalen der Demokratie
Obwohl diese Daten darauf hindeuten, dass die Demokratie beliebt ist, lassen Schwächen in ihrer Funktionsweise Zweifel in der Bevölkerung aufkommen. Fast zwei Drittel aller Befragten sagen, dass es den gewählten Vertreter/innen in ihrem Land egal sei, was die Öffentlichkeit denkt. Eine Gesamtmehrheit von 52 Prozent sagt sogar, dass sie mit der demokratischen Praxis in ihrem Land unzufrieden sind. Dieses Ergebnis ähnelt einer Umfrage unter 28 Ländern, die im vergangenen Jahr von Pew Research durchgeführt wurde, ist aber insgesamt 5,5 Prozent niedriger als eine Studie mit 154 Ländern, die kürzlich vom neuen Zentrum für die Zukunft der Demokratie der Universität Cambridge vorgelegt wurde. Die Befragten waren bei der Frage, ob ihre Regierung den Staat zum Wohle aller führt, zu gleichen Teilen gespalten.
Die Frustration über die politischen Entwicklungen waren in vielen europäischen Ländern, in denen populistische Parteien auf dem Vormarsch sind, besonders groß. Mehr als sieben von zehn Befragten in der Tschechischen Republik, Frankreich, Ungarn und Großbritannien gaben an, dass sich Politiker/innen nicht um Menschen wie sie kümmern; ein ähnlicher Anteil der Befragten in den Vereinigten Staaten sagte dasselbe. Die Unzufriedenheit mit der Demokratie insgesamt stieg zwischen 2018 und 2019 in Frankreich (+ 7%) und im Vereinigten Königreich (+ 14%) erheblich an.
Die Studie fand auch Unterschiede in den von den Befragten als am wichtigsten erachteten Bürgerrechten. Eine Mehrheit hielt jeweils eine faire Justiz (82%), die Gleichstellung der Geschlechter (74%), die Religionsfreiheit (68%), regelmäßige Wahlen (65%), die Redefreiheit (64%), die Pressefreiheit (64%), die Freiheit im Internet (59%), die Freiheit für Menschenrechtsgruppen (55%) und die Freiheit für Oppositionsparteien (54%) für sehr wichtig. Nur einer von drei Befragten gab an, dass alle neun Freiheiten sehr wichtig seien – und in acht der 34 abgedeckten Länder gab weniger als einer von zehn Befragten an, dass alle neun sehr wichtig seien.
Trotz dieser Frustrationen und Zweifel gaben zwei Drittel der Befragten an, dass Wahlen den Bürger/innen ein Mitspracherecht bei der Regierungsbildung und in der Politik gibt. Auf den Philippinen, in Südkorea, Spanien und Schweden äußerten mehr als vier von fünf Befragten diese Ansicht, ebenso wie drei Viertel der Befragten in den USA. Allerdings waren die Befragten einiger Länder diesem Thema gegenüber pessimistischer eingestellt. Fast die Hälfte der Befragten in Ungarn, Libanon, Nigeria und Tunesien – und mehr als die Hälfte der Befragten in Japan – gaben an, dass sie ihre Stimme nicht für wirklich wichtig und ausschlaggebend halten.
Die Ergebnisse der Umfrage basieren auf telefonischen und persönlichen Interviews, die unter der Leitung von Gallup and Abt Associates in Argentinien, Australien, Brasilien, Bulgarien, Kanada, der Tschechischen Republik, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Ungarn, Indien, Indonesien, Israel, Italien, Japan, Kenia, Libanon, Litauen, Mexiko, den Niederlanden, Nigeria, den Philippinen, Polen, Russland, der Slowakei, Südafrika, Südkorea, Spanien, Schweden, Tunesien, der Türkei, der Ukraine, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten durchgeführt wurden.
Weitere Analysen und der vollständige Bericht sind auf der Website des Pew Research Center verfügbar.